Was ist Erlebnispädagogik?
Der Name „Kurt Hahn“ ist unweigerlich mit dem Begriff der Erlebnispädagogik verbunden, denn er war der erste, der diese Art der Pädagogik 1920 ins Leben gerufen hat. Er stellt den Urvater der Erlebnispädagogik dar, der zwei Erziehungsziele ins Blickfeld rückte:
Zum einen die Charakterförderung des Menschen, zum zweiten die Erziehung des Menschen zum verantwortungsvollen Denken und Handeln.
Kurt Hahn erkannte in der jungen Gesellschaft einen Verfall der körperlichen Tauglichkeit, der Selbstinitiative, von Geschicklichkeit und Sorgfalt sowie der Empathiefähigkeit. Er sprach in diesem Zusammenhang stets von „Zivilisationskrankheiten“. Er setzte diesen das körperliche Training, die Organisation von Expeditionen (Mehrtagestouren), das Projekt (Entfaltung von Selbstständigkeit und Kreativität) und den Rettungsdienst (Einsatz seiner Existenz für den Nächsten) entgegen.
Im erlebnispädagogischen Handlungsspielraum kann ein Lernerfolg möglich gemacht werden, wenn jeder einzelne Teilnehmer persönliches Engagement einbringt.
Heute richtet sich die Erlebnispädagogik an unterschiedliche Zielgruppen wie Jugendliche und Erwachsene. Sie dient als Therapieform, als Maßnahme der Jugendhilfe, als Training für Auszubildende und Manager, als Integrationshilfe für Behinderte.
Die Ziele für alle Zielgruppen sind:
- Persönlichkeitsentwicklung durch Förderung der Selbstwahrnehmung und Reflexionsfähigkeit. (Die Reflexion spielt stets eine große und wichtige Rolle)
- Klärung von Zielen und Bedürfnissen
- Entwicklung von Eigeninitiative, Spontanität und Kreativität
- Stärkung des Selbstvertrauens, Selbstbewusstseins und des Selbstwertgefühls
- Förderung von sozialer Kompetenz mittels Kooperation und Kommunikation
- Wachstum des ökologischen Bewusstseins, das zu einem achtsamen Umgang mit Naturräumen führen soll
Diese Ziele werden durch erlebnispädagogisches, methodisches Handeln möglich, das folgenden Prinzipien unterliegt:
- Das ganzheitliche Lernen steht im Vordergrund (kognitiv – emotional)
- Es werden komplexe Problemstellung provoziert, die ein hohes Maß an Strategie, Flexibilität, Entscheidungsfähigkeit und Konfliktfähigkeit fordern. Es steht neben der Zielerreichung der Prozess der Problemlösung im Vordergrund.
- Die Aufgaben und Situationen werden so gewählt, dass ein Transfer in den Alltag konstruiert werden kann. So kann der Teilnehmer einen nutzbringenden Vergleich zwischen seinem Verhalten im Seminar und dem Alltag ziehen.
- Die Situationen werden der Vielfalt und Heterogenität der Gruppe gerecht. Es gibt meist alternative Möglichkeiten der Zielerreichung.
- Die Aufgaben machen neugierig und regen zur Auseinandersetzung bzw. zum Handeln an.
- Die Lösbarkeit der Situation wird als äußerst anspruchsvoll erlebt, jedoch nicht als unüberwindlich.
- Die Teilnehmer eines erlebnispädagogischen Seminars werden aufgefordert, sich eigene (Lern-) Ziele zu stecken, denn sie sind die Grundlage für selbstverantwortliches Lernen.
- Dem Problemlöseprozess wird, soweit es der Rahmen zulässt, freier Raum gelassen.
- Reflexionen nach Aktionsphasen haben einen hohen Stellenwert, da aus Erlebtem Erfahrung und Wissen sowie vom Leiter gemachte Beobachtungen gewonnen werden. Durch unmittelbar nach dem Moment des Erlebnisses folgende Reflexion, wird die Verwertbarkeit im Alltag überprüft und die Ergebnisse bewertet.
Silvia Adamo, Zertifizierte Erlebnispädagogin, Diplompädagogin ausgebildete Wanderführerin - hier geht es zu wissenswerten Infos zur Wanderführer Ausbildung - Verband Alpiner Vereine Österreichs
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